NIÑOS DEL FORTIN
das Projekt der KINDER VOM MUELLBERG EL FORTIN
Hier werden bis zu 150 Kinder betreut, die allein oder mit ihren
Eltern oft jahrelang auf dem Muellberg El Fortin gearbeitet haben,
um zusammen mit etwa anderen hundert Erwachsenen, Kindern
und Jugendlichen stundenlang mit Harken den Muell zu durch-
wuehlen auf der Suche nach "Noch-Verwertbarem", weg geworfen
unten in der Stadt.

Dieser Muellberg liegt an historischer Stelle in Hamburgs
Partnerstadt León in Nicaragua. El Fortin war bis zum Triumpf
der Sandinistischen Revolution ( 1979 ) das Hauptquartier der
Schergen des Diktators Somozas, der gefuerchteten Nationalgarde. Hier in den Kellerverliesen wurden die Verdaechtigten oder Unliebsamen gefoltert und umgebracht.

Seit den 80igern ist dieser kleine Huegel provisorischer Muellberg
der Stadt. Demnaechst will man ihn verlegen und aus den Resten
des Fortins eine Touristen-Attraktion machen.

Doch wen wird das schon gross interessieren in Nicaragua, dem
Land der verlorenen Traeume. Wo laengst vergessen scheint,
wofuer viele Tausende ihr Leben gelassen hatten - fuer den Traum eines kleines Landes der Dritten Welt, das seinen eigenen Weg frei
und unabhaengig gehen wollte und letztlich in der Sackgasse -
im Krieg und im Neo-Liberalismus landete.

Lehrer des Projektes geben Nachhilfe-Unterricht

Was koennen die Kinder vom Muellberg mit solchen Traeumen
anfangen. Sie gehoeren mit ihren Familien zu der grossen Schar
derjenigen, die abseits der nicaraguanischen Gesellschaft leben,
ohne Arbeit, ohne Chancen auf Schul- oder Berufsausbildung, nur unzureichend medizinisch versorgt - ja oftmals ohne halbwegs menschliche Wohnverhaeltnisse.

Jugendliche wie Santos Flores, einer von ihnen inzwischen 16
Jahre alt, erinnert sich noch immer: "Wir gingen taeglich auf den
Muellberg, von fuenf Uhr morgens an, um den besten Muell zu
ergattern. So sammelten wir alles wie Plastik, Flaschen, Aluminium,
Kupfer und eben auch Essen, um den "Tiger" ( Hunger ) in uns zu
erschlagen, der uns bei all der Hitze und schweren Arbeit plagte."

"Wenn die Laster von "Pollo" ( Restaurantkette ) oder vom Schlacht-
hof kamen, um Fleisch auf den Muell zu werfen, wurde es von uns
und den anderen aufgesammelt und es kam oft dazu, dass wir uns
mit den Hunden um das Fleisch balgten - klar es war Essen und
zugleich Futter. Es kamen auch die Wagen vom Markt mit Gemuese
und Fruechten und es gab auch darum Streit, wer sich was sichern
konnte. So lebten wir alle, Menschen und Tiere von den Abfaellen."

150 Kinder kommen jeden Tag zum Mittagessen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach Mitch baute das Projekt mit Finanzierung des Vereins
HELFT NICARAGUAS KINDERN fuer 52 Familien
vom Muellberg die Siedlung HAMBURGO.

Vor acht Jahren wurde das Projekt der Kinder vom Muellberg
"NIÑOS DEL FORTIN" entworfen - 1995 wurde durch den Verein
"HELFT NICARAGUAS KINDERN"
Hamburg mit Unterstuetzung
der Deutschen Botschaft ein kleines Schulzentrum gebaut.
Dies ist inzwischen die Anlauf- und Betreuungsstelle fuer 150
Kinder, die alle auf dem Muellberg gearbeitet haben
oder noch arbeiten.

Im Projekt bekommen die Kinder zuerst die grundlegenden
Dinge des Lebensbeigebracht - sie muessen sich waschen,
Zaehne putzen und ihre Sachen in Ordnung halten.
Daneben gibt es Nachhilfeunterricht, bis sie sich meist recht
schnell in eine staatliche Regelschule integrieren koennen.

Ab diesem Zeitpunkt gehen sie dann morgens oder
nachmittags zur Schule und in der entsprechenden zweiten
Haelfte
des Tages bekommen sie weiter Nachhilfeunterricht.
Um die Mittagszeit sind alle 150 Kinder zum Mittagessen
im Projekt.

Zur Zeit gehen alle in eine Regelschule und 20 von ihnen,
schon Jugendliche, gehen bereits in die Secundaria
( das nicaraguanische Gymnasium ).

Neben der Schule werden die Kinder medizinisch und
psychologisch betreut und bekommen sportliche und andere kreative Aktivitaeten angeboten. Da alle noch bei ihren Eltern leben, muessen haeufig auch familiaere Konflikte geloest
werden. Dazu besuchen die ErzieherInnen
des Projektes regelmaessig die Familien zu Hause.

Sonja aus Barcelona im Projekt im Projekt als Erzieherin.

Nicht alles ist umsonst im Projekt. Alle Eltern, ob alleinstehend oder Familie, muessen ihren Teil mit beitragen. Jeden Tag kochen zwei Eltern zusammen mit den ErzieherInnen das Mittagessen. Das Projekt organisiert fuer die Kinder zwar die Stipendien in den Schulen aber die Eltern muessen fuer Schuluniform und die sogenannten "freiwilligen" Beitraege aufkommen. Nur in besonderen Faellen uebernimmt das Projekt alle diese Kosten. Die Eltern duerfen nicht aus der Verantwortung fuer ihre Kinder entlassen werden.

Jose erzaehlt: "Als mein Vater fortging, war ich neun Jahre alt und fing an auf dem Fortin Muell zu sammeln, um zu Hause zu helfen. Denn meine Mutter hatte keine Arbeit und es war meine Aufgabe ihr zu helfen. Haeufig hatten wir nichts zu essen. Ich hatte keine Zeit zum Spielen, denn ich musste auf dem Fortin arbeiten. Meine Mutter weinte sehr viel, denn sie wollte arbeiten, um uns zu versorgen, aber sie bekam keine Arbeit. - Dann kamen die vom Projekt und nahmen uns ins Projekt auf. Nach und nach zogen wir uns von der Muellhalde zurueck. Das waren tolle Typen im Projekt, denn sie ereichten immer wieder, dass wir zur Schule gingen und begannen die Vergangenheit langsam zu vergessen."